Samplerate beim Musikstudio 2013

Ehemaliger User schrieb am 28.08.2012 um 18:57 Uhr

Seit heute Vormittag hab ich das neue Magix Musik Studio 2013 installiert und hab durch testen in den Projektoptionen entdeckt, daß man die Samplerate ab dieser Version endlich auch höher schrauben kann

bis 96KHz.

Meine E-MU 0404 Soundkarte kann diese Samplerate auch und nun würde ich von den Spezialisten hier gerne wissen, welche Samplerate ist am effektivsten was Qualität und Performance angeht.

Mein PC-System ist ja in der Signatur beschrieben.

Gruß, Werner

Zusatz:

Herzlichen Dank an Alle für die zum Teil sehr ausführlichen Antworten. Eins ist jetzt gewiss, ich bin so schlau wie vorher. Naja, nicht ganz. Ich hab hier wohl ne Glaubensfrage angesprochen, oder ?

Wird wohl so sein dass alle Recht haben!

Gruß ausm Westerwald

Werner

Kommentare

Ehemaliger User schrieb am 28.08.2012 um 19:12 Uhr

Ich habe mich ja auch mit vielen produzenten unterhalten, wie diese Aufnehmen. Das hängt immer von der Arte der Musik ab. Wenn man mal Rock und Pop nimmt, benutzen die meisten 48khz und 24 bit. Die Qualität ist super und vor allem höhere Auflösung bringt nicht viel.

Nur wenn ich mein Endprodukt etwas mastere nehme ich 88,2 khz und 24 bit

Ehemaliger User schrieb am 28.08.2012 um 19:26 Uhr

 

Ich habe mich ja auch mit vielen produzenten unterhalten, wie diese Aufnehmen. Das hängt immer von der Arte der Musik ab. Wenn man mal Rock und Pop nimmt, benutzen die meisten 48khz und 24 bit. Die Qualität ist super und vor allem höhere Auflösung bringt nicht viel.

Nur wenn ich mein Endprodukt etwas mastere nehme ich 88,2 khz und 24 bit

Hab ich mir fast gedacht und da ich ja sowieso schon immer 24 bit Auflösung nutze brauch ich da nix ändern.

Wie gehst du beim Mastern vor, du kannst ja das Projekt nicht einfach auf 88,2 KHz umstellen.

Gruß, Werner

Ehemaliger User schrieb am 28.08.2012 um 19:40 Uhr

ich benutze Samplitude, dort exportiere ich das Ganze am Ende in 88,2 khz Wave. Übrigens, einige Ratschläge dazu findest du hier

http://www.samplitude.com/de/news/samplitude-academy-mastering-mit-samplitude.html

Bei Samplitude kannst du immer in das exportieren, was du willst, genau beim importieren, er konvertiert automatisch, das es passt.

Ehemaliger User schrieb am 28.08.2012 um 20:04 Uhr

Herzlichen Dank für den Link, da kann ich bestimmt noch viel lernen.

Samplitude Pro X ist mir einfach zu teuer. Ich mach die Musik nur als Hobby und hauptsächlich zu meinem Vergnügen.

Gruß

Ehemaliger User schrieb am 30.08.2012 um 10:42 Uhr

Ich persönlich würde beim "Homerecording" immer bei 44,1 Khz bleiben. Das entspricht einer maximalen Audio-Frequenz von 22,05Khz, womit schon der gesamte menschliche Hörbereich (20Hz bis 20Khz) abgedeckt ist. Man braucht dann später beim Umwandeln ins AudioCD Format keine Samplerate-Umwandlung mehr, die unter Umständen mehr Qualitätseinbußen mit sich bringen würde, als gleich mit 44.1KHz zu arbeiten.Eine Bitrate-Umrechnung am Schluss ist eher unkritisch.Daher würde ich die höchstmögliche  Bitrate wählen, die dem Audio-Interface möglich ist, um bei der Audioaufnahme  von mehr Headroom und einen größeren Rauschspannungsabstand sowie von einer genaueren Berechnung von Effekten zu profitieren.

 

Ehemaliger User schrieb am 30.08.2012 um 12:14 Uhr

@sowieso Das mit Samplitude lohnt sich aber, da ist ein geiles Arbeiten angesagt, fängt bei den Plugins und der Ordnung an und den ganzen Funktionen für eine Produktion, ich möchte es nicht mehr missen

JochenG schrieb am 30.08.2012 um 19:15 Uhr

Es tut mir leid. Ich wollte zwar nicht "Klugscheißen", aber da hier ein paar grundlegende Sachen falsch sind, muss ich veto einlegen.

 

Also erst mal @IzeKubePro: BIT-Tiefe ist sehr wohl wichtig und meiner Meinung nach um einiges wichtiger als Samplerate. Warum erklär ich gleich, ok?

 

Also das Thema Samplerate und Bittiefe ist ein rießiges Thema. Wer dazu Fragen hat, kann sich da gerne an mich wenden. Ansonsten empfehle ich auch das Buch "Mastering Audio" von Bob Katz, da wird das haargenau erklärt. Ist aber sehr kompliziert und nur für Leute, die schon viel Grundwissen mitbringen.

 

@Janvo: Du sagst, höhere Auflösung bringt nicht viel. Seh ich ganz anders. Mach mal einen Test. Hör dich mal eine wav in 44,1khz und eine in 96 kHz (das gleiche kannst du auch mit 96kHz und bspw. 192 kHz machen). Das trainierte Ohr, wird bei guten Monitoren sofort die höchauflösende Datei als klarer empfinden. (klar, man gewöhnt sich schnell an niedrigere Qualitäten und wenn man mir jetzt eine Datei abspielt, kann ich im Blindtest nicht sagen welche Samplerate diese hat, aber im A-B-Vergleich hört man den Unterschied auch im Blindtest) Wichtig ist hierbei aber auch, dass der DAC auch die hohe Auflösung kann. Es gibt in meinem Freundeskreis nämlich auch so spezialisten, die lassen 96kHz Datein abspielen, obwohl das Interface nur 48kHz kann. Eine Fehlermeldung kommt nicht, sondern das Ding rechnet direkt bei der Ausgabe runter bzw. lässt Samples aus. Sehr ärgerlich. Genauso auch beim aufnehmen. Um so genauer du aufnimmst, um so klarer klingt es doch für dich. Klar jetzt mag der ein oder andere sagen "Ich will doch nachher eine mp3 und die ist ja sowieso nur 44,1kHz, also kann ich doch die Samplerate gleich so lassen, brauch ich also nicht runter zu rechnen". Das ist wie in der Mathematik. Der Wandler "rundet" ja jedes Sample und um so höher die Auflösung, um so niedriger sind doch die "Rundungsfehler" (Quantisierungsfehler). Und auch wenn ihr dann intern Bearbeitet. Eure Plug-Ins können weitaus höher errechnen, aber dazu kommen wir gleich noch mal bei der Bittiefe. Ist auch ähnlich wie mit den Spritpreisen. Die haben ja auch meistens noch mal 0,9 Cent. Klar kann man jetzt sagen, ich runde auf, aber wenn ich erst nach dem Tanken runde könnte die Rundungsdifferenz doch mehrere Cent betragen. Jetzt meintest du noch, dass im Rock und Pop Bereich auch Profis mit "nur" 48kHz. Mag sein. Dann hat das aber andere Vorteile. Stell dir mal vor, du willst mit ca. 24 Mikrofonen ein Schlagzeug aufnehmen. Die Datenmege zwischen 24 monospuren mit 48kHz und 24 Spuren mit 192 kHz ist rießig. Klar, Festplatten und Speicher werden immer billiger, was soll also der Geiz. Wenns eben groß wird, wirds groß. Falsch. Bei so rießigen Datenmengen spielt die Latenz wieder eine rießige rolle. Niedrigere Auflösung = kürzere Latenzen. Demnach ist quasi die 48 kHz dann ein kompromiss. Ich sage "ja die etwas schlechte Qualität von 48kHz reicht mir, dafür hab ich weniger Latenzen und kann gescheit einspielen".

 

Ich empfehle also: Die höchste Auflösung an Samplerate zu nutzen, die möglich ist. Dabei sollte sowohl das Programm (DAW) als auch der ADC (Interface) diese Qualität  nutzen können. Es bringt nichts in 96kHz aufzunehmen, wenn das Interface in Wirklichkeit nur 48kHz kann (bzw. so eingestellt ist, dass es nur 48kHz aufnimmt). Genauso beim abspielen der Dateien darauf achten. Weil sonst entstehen Fehler beim abspielen.

 

So nun zum Thema Bit-Tiefe. Meiner Meinung nach ist das noch viel wichtiger.

Hier ein kleiner Test. Nehmt einen Wellengenerator und erzeugt eine Sinuswelle eurer Wahl in 24 Bit. Am besten um die 1khz (weil da das Ohr sehr empfindlich ist) oder wenn der Ton euch zu sehr nervt, dann die Hälfte 500Hz.  Dann fahrt den Fader eures Mixers runter bis -90dBFS (ja ihr werdet den Ton jetzt nicht mehr hören, aber gleich wieder). Nun expotiert die Datei einmal als 16 Bit WAV ungedithert und einmal als 16 Bit gedithert. Dann öffnet ein neues VIP, impotiert die Dateien und normalisiert diese auf -1dBFS. Nun hört sie euch an und vergleicht. Ihr hört 3 Phänomene. Wenn ich die jetzt erklären sollte, spreng ich den Rahmen. Diese 3 Phänomene haben ein rießiges Kapitel in Bob Katz Buch. Wenn ihr dazu fragen habt, fragt. Aber eins sind wir uns denk ich einig. Die ungeditherte Datei klingt total verzerrt und hat aufem Analyser ein sägezahnähnliches Frequenzspektrum. Das alles durch s.g. Quantisierungsfehler. Die geditherte Datei hat ein ordentliches Rauschen, aber am Analyser ist gut zu erkennen, dass die Sinuswelle herraussticht.

Was lernen wir daraus? Dithering ist wichtig, auch wenn es zu Rauschen führt. Durch mehrfaches dithern, multipliziert sich aber das Rauschen. Also sollten wir möglichst wenig dithern, erst zum Schluss. (Ja an die Profis unter euch, der Test sagt noch sooooo viel mehr aus, aber ich beschränk mich jetzt mal auf das um ans Fazit meiner Rede zu kommen xD) Leider ist es einem ADC nicht möglich über 0dBFS aufzunehmen. Deshalb ist die Dynamik von Aufnahmen auf 24 Bit Begrenzt. Diese sollten aber auch genutzt werden. Das sind mehr als genug. Man muss bei 24 Bit nicht alles Full Skale auspegel. Der Dynamikumfang ist über 140dB groß, während 16 Bit nur 96dB Dynamik schafft. Durch gutes Dithering am Ende, können wir diese Dynamik fast vollständig behalten. Das läuft über ein mathematisches Zufallsprinzip. Die Mathegenies, die bei Wahrscheinlichkeitsrechnung gut waren, können da mitreden. Ziemlich kompliziert. Entweder ihr glaubt mir das oder fragt nach, dann erklär ichs euch, wie es funktioniert. Jedenfalls arbeiten die meisten DAWs intern mit 32 Bit Float. Float hat den Vorteil, dass sich die fließkommaberechnung sehr flexibel anpasst und uns somit einen wahnsinnig rießigen und genauen Dynamikumfang gibt. Wir können intern also locker bis +100dBFS auspegeln, ohne das es verzerrt (aber Vorsicht! nicht alle Plug-Ins laufen auf Float). Glaubt ihr mir nicht? Macht den Test. Nehmt wieder die Sinuswelle in 24Bit, regelt den Fader bis die Spur +8dBFS peakt und routet die Spur in eine Sub-Bus, fahrt nun den Pegel wieder unter 0dBFS, damit es am Ausgang nicht clipt. Sonst clipt nämlich euer DAC, der natürlich keine 32Bit Float kann. Das ist eine digitale Größe und diese gibts in der Realität nicht. Nur im PC, nicht am Ausgang. Ihr werdet merken, dass die Sinuswelle unverzerrt bleibt. So könnt ihr auch Testen, ob eure Plug-Ins 32 Bit tauglich sind. gehen mehr als 0dBFS ins Plug-In und kommen mehr als 0dBFS wieder raus, obwohl das Plug-In in 0 Stellung ist, ist es 32 Bit Float tauglich, kommen 0dBFS, obwohl das Plug-In in 0 Stellung ist, raus, ist es entweder ein Limiter oder es kann nur 24 Bit und clipt am Eingang.

Fazit. Aufnehmen immer in 24 Bit und intern immer mit 32 Bit Float arbeiten. Auch wenn ihr mal was expotiert, immer in 32 Bit Float. Wenn etwas runter in weniger Bit expotiert werden soll, muss es gedithert werden, was zum rauschen führt. Rauschen von mehreren Dithering multipliziert sich. Deshalb sollte möglichst nur einmal am Ende gedithert werden (nach dem Mastering, wenn es in mp3 oder ähnliches gewandelt werden soll)

 

Noch ein Tipp will ich euch auf den Weg geben: Bedenkt, dass 32 Bit Float auch von nöten ist, wenn ihr die Pegel nur absenkt. Denn es kann auch sein, dass wenn man ein Frequenzband bspw. rausfiltert, sich der Ausgangspegel erhöht. Das ist zwar ein Ausnahmefall und klingt erst mal total unlogisch, aber wenn sich jemand dafür interessiert, erklär ich es gerne.

Ehemaliger User schrieb am 30.08.2012 um 20:03 Uhr

@JochenG

Puhh, schwere Kost. Tontechnik ist ja auch ein schwieriges und kompliziertes Fach und ich kann meine Bewunderung für diese Spezialisten nicht leugnen.

Aber da ich die Musik wirklich nur als Hobby betreibe will ich gar nicht so tief reintauchen.

Mein Fazit:

Mit 24 bit arbeite ich sowieso schon immer, meine Soundkarte kann bis 192 KHz/ 24 Bit und das Samplitude Musik Studio kann bis 96 KHz. Ich werde mal testen wie es mit 96 KHz läuft. Von der Rechnerleistung her dürfte es da keine Probleme geben.

 

@Janvo

Bei Thomann ist Samplitude Pro X für 489 € zu bekommen, mal sehen obs irgenwann günstiger wird

Ehemaliger User schrieb am 30.08.2012 um 20:08 Uhr

@sowieso, warum fragst du nicht bei Magix nach, sagst was du an Magix Software hast und was dich Samplitude kosten würde.

Habe ich damals gemacht, da habe ich statt 1000 Euro nur 600 bezahlt.

Ehemaliger User schrieb am 31.08.2012 um 06:18 Uhr

@Janvo

Nein, nein, nein, manchmal ist man doch sowas von beschränkt. Hab vor ein paar Tagen ne Anfrage an Magix geschickt für ein Upgrade auf das neue Musikstudio 2013 und satte 40 € gespart.

Die Anfrage geht heute noch raus.

Gruß, Werner

JochenG schrieb am 31.08.2012 um 14:59 Uhr

ohje. hier liegt offensichtlich ein Missverständnis vor. Es tut mir leid, dass ich mich scheinbar falsch ausgedrückt habe.

Ich wollte dich keines Wegs "ungeheuer nieder machen". Ebenso wenig will ich mich hier "profilieren". Will eigentlich nur mein Wissen mit anderen Austauschen. Aus den Erfahrungen Anderer lernen und meine weiter geben, damit sie jemanden helfen, seine Kreativität auszuleben und die Qualität seiner Produktionen zu steigern. Keines Wegs wollte ich dich angreifen. Will hier auf gar keinen Fall als der "Störenfried" des Forums gelten, der alle verbessert und so tut, als wär er der größte Profi.

Deinen Beitrag hab ich wirklich Missverstanden. Beim zweiten mal durchlesen seh ich nun, dass du eine höhere Bitrate befürwortest. Tut mir leid, dass ich das erst so gedeutet habe, dass du darauf keinen Wert legen würdest. Ich ziehe das also zurück.

Samplerate und Bit-Tiefe verwechsel ich allerdings nicht mehr, auch wenn ich den Begriff "Auflösung" für die Abtastrate gebraucht hat. Ja, es ist richtig, dass man Auflösung als Ausdruck für die Bit-Tiefe gebraucht. Dennoch gebrauche ich Auflösung (fälschlicherweise) oft auch für die Abtastrate, da diese ja angibt, wie oft das Signal abgetastet wird und dies somit ja auch genauer dargestellt wird, bei höhere Abtastrate. Also die Auflösung ist genauer, wenn sie häufiger abgetastet wird. Somit ist die Abtastrate ja schon wieder sehr nah verwandt mit der Auflösung und somit gebrauch ich das Wort trotzdem. Ich mein es reden ja auch soviele Leute von Lautstärke, obwohl es eigentlich nur Lautheit und Pegelstärke gibt. Darüber lässt sich halt streiten.

Natürlich hab ich auch schon mal was von dem Nyquist-Theorem gehört und mir ist bekannt, dass 44,1kHz ausreichend sind, um unser hörbares Frequenzspektrum hinreichend darzustellen. Somit stimme ich auch deinem Argument, dass 44,1kHz vollkommen ausreichend für den Homerecodring-Bereich sind zu. Höhere Abtastraten sind jedoch immer noch genauer und werden deshalb auch oft genutzt. Deshalb frag ich dich, warum man es also nicht nutzen sollte, wenn man die Möglichkeit dazu hat.

Natürlich könnte ich jetzt auch noch mit Werbesprüchen von einem großen deutschen Lautsprecherhersteller kommen, der ja behauptet, dass Frequenzen die weit über unserem Hörbaren-Bereich liegen den Klang der höhrbaren Frequenzen beeinflusst (wenn auch subtil), aber da kann ich nicht mitreden. Kann diese Art von Klangunterschied selbst nicht hören und habe keine Erfahrungen damit.

PS: Habe leider die Erfahrung machen müssen, dass Dithering bei einigen "Homerecordern" leider keine Selbstverständlichkeit ist und unterschätzt wird. Glücklichweise dithern immer mehr DAW's, automatisch beim Export in eine andere Auflösung.

Ehemaliger User schrieb am 31.08.2012 um 15:35 Uhr

Also Leute, ich hab mich entschlossen die Möglichkeit meiner Soundkarte und der DAW auszunutzen und in Zukunft arbeite ich mit 96 kHz. Auch hab ich mir vorgenommen  Samplitude Pro X zu kaufen (Upgradeangebot von Magix ist 299 €). Ich bin überzeugt dass es sich lohnt, auch wenn ich wieder ne ganze Weile zum Einarbeiten brauche.

Herzlichen Dank an Euch für die ausführlichen Informationen.

Gruß ausm Westerwald

Werner

Ehemaliger User schrieb am 31.08.2012 um 19:30 Uhr


@IzeKubePro

klingt logisch!

JochenG schrieb am 02.09.2012 um 16:16 Uhr

@JochenG

Noch mal eine kleine Anmerkung: Friedemann Tischmeyer, seines Zeichens ein bekannter Mastering Engineer,

rät ausdrücklich davon ab, beim Erstellen einer CD Audio Produktion andere Sample Rates als 44.1 Khz zu benutzen, damit man sich am Schluß eine Sample Rate Konvertierung erspart. Tischmeyer sagt auch, wenn man dennoch mit höheren Sample Rates arbeitet, sollte man immer ein gerades Vielfaches der Ziel Abtastrate nehmen. Also bei einer Audio CD Produktion (44,1 Khz) nimmt man dann 88,2 Khz oder 176,4 Khz etc. )

Gegen das Arbeiten mit höheren Bit Rates hat Tischmeyer natürlich nichts.

 

Das ist eine interessante Theorie. Auf der Seite von Herrn Tischmeyer findet man wirklich etwas darüber. Und zwar bei der Anlieferung der Files zum mastern bittet er folgendes:

Bitte verzichten Sie auf Sample-Rate-Conversion (SRC), da die SRC-Algorithmen vieler DAWs unzufrieden stellend sind. Vermeiden Sie ebenfalls unnötige SRC, insbesondere ungerade Wandlungen, beispielsweise von 96kHz auf 44,1 kHz. Eine derartige Wandlung bringt mehr Nachteile, als die Aufnahme in einer hohen Samplerate an Vorteil bringt.

Das klingt erst mal völlig unlogisch für mich. Natürlich möchte ich nicht die Theorie von so einer Person wie Tischmeyer in Frage stellen. Dennoch würde ich das gerne verstehen. Hast du mehr Informationen darüber?

 

Ich hab mich über das Wochenende etwas mit dem Thema auseinander gesetzt und "schlau" gemacht.

Folgende Informationen hab ich gesammelt:

Wir können ja maximal Frequenzen bis 20kHz (eher weniger 15-18kHz) wahrnehmen. Durch die Wandlung des ADC's kommt es ja zu einem "natürlichen" Tiefpass-Filter (der Begriff "natürlich" hab ich jetzt mal so erfunden, um das näher zu beschreiben, vermutlich ist er nicht korrekt). Bei der Abtastrate von 44,1kHz setzt die Cutoff-Frequenz bei 20kHz ein und endet bei der Nyquist-Frequenz, die bei 44,1kHz ja 22,05kHz beträgt. Das ist eine (im Vergleich zu anderen Abtastraten) hohe Flankensteilheit, aber dennoch völlig aussreichend, da ja im Hörbarenbereich nichts abgeschnitten wird. Demnach müssen ja, wenn es unterschiede zwischen den Abtastraten gibt, diese in dem hörbaren Bereich liegen.

Dazu möchte ich etwas aus dem Buch "Mastering Audio" von Bob Katz, Kapitel 20 Abschnitt III. zitieren:

Lassen Sie uns logisch denken: Da das menschliche Ohr nicht über (nominell) 20kHz hinaus hören kann, müssen sich jegliche Artefakte, die wir wahrnehmen, im hörbaren Bereich befinden. Audio-Forscher Jim Johnston, ..., hat gezeigt, dass steile Tiefpass-Filter an oder nahe der Grenze hoher Frequenzen des Ohrs mit dem cochlearen Filter... zusammenwirken, sodass Vor-Echos entstehen, die das Ohr als einen Verlust der Transienten-Wiedergabe interpretiert; so wird die Schärfe und/oder die Klarheit des Sounds verdeckt. Jim hat auf der Basis von Experimenten berechnet, dass die minimale Abtastrate, die ein Nyquist-Filter unterstützen würde, das gut genug ist, um dem Ohr nicht aufzufallen, 50kHz betragen müsste. Wenn er recht hat, dann ist die professionelle Samplerate von 48 kHz nahezu ausreichen.

Also einmal will ich dazu sagen für alle, die das Buch nicht gelesen haben, dass sehr oft verschiedene Test von unterschiedlichen Wissenschaflern, Forschern und berühmten Engineers (Mastering und Mixing) durchgeführt wurden, die ab und an zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen und die Klangunterschiede sehr subtil sind. Somit werden oft keine eindeutigen Schlussfolgerungen gezogen, sondern nur das empfinden beschrieben und die Fakten aufgelistet.

noch ein Zitat aus gleichem Abschnitt:

Zum Beispiel, wenn Eelco [Grimm] durch einen DAC mit einem steilen Filter hörte und meines wich und flacher war, dann könnte das die Wirkung des schafen Filters im Test überschatten. [Dr. Peter] Cravens Entdeckung könnte Grund genug sein, sich für eine 96kHz-Samplerate zu entscheiden, oder zu dieser Rate bei der Wiedergabe aufwärts zu sampeln.

... Cravens hatte zuvor einen Test über die Filter bei Wanldern vorgestellt. Dabei sollte aber folgendes noch beachtet werden. Beide Zitate stammen auch aus dem Buch und aus dem selben Kapitel, aber aus unterschiedlichen Abschnitten:

[Upsampling]... In einigen Fällen werden Aussagen von erheblich verbessertem Sound verbreitet. Die Verbesserung mag zwar real sein, doch lässt sich diese meiner Meinung nach auf die verschiedenen digitalen Filterkombinationen zurückführen und nicht auf die Bandbreite oder Freuqenzwiedergabe oder (besonders) die Abtastrate selbst. Bedenken Sie, dass Aufnahmen mit einer Samplerate von 44,1 kHz, die bereits Filter durchlaufen haben, keine Informationen beinhalten können, die über 22,05 kHz hinausgehen.

und

Irrglaube: Das Aufwärts-Samplen führt dazu, dass das Audiomaterial besser klingt, indem man mehr Punkte zwischen den Samples erzeugt. Also wird die Wellenform weniger treppenförmig aussehen.

Hab die zwei nur wegen dem letzten Satz aus vorhergegangenen Zitat erwähnt. Allerdings ist das Oversamplen (was ja auch Janvo also Methode für sein Master erwähnte) eine weit verbreitete Methode, die ich bisher auch oft benutzt habe, einfach weil ich denke, dass die Eingriffe, die ich durch Filter, Kompressoren etc. durchführe exater verarbeitet werden können. Da die Eingriffe ja auf einzelne Samples getätigt werden und deshalb müsste meiner Meinung nach das Ergebnis am Ende exakter sein (auch wenn ich dann eine SRC durchführe).

Jetzt hab ich aber noch folgendes in dem Buch gefunden, was mich geschockt hat:

Wie gut ist die 44,1kHz-Samplerate? Die Antwort lautet: sehr viel besser als ich jemals gedacht habe. Die Konvertierung auf ein niedrigere Samplerate verringert die Klangqualität drastisch. Mit einem verbesserten Upsampling-DAC ist der hörbare Unterschied zwischen einem Original mit 96 kHz und einer Version mit 44,1 kHz dagegen sehr viel geringfügiger.

Gut, dass ein Signal von 96kHz auf 44,1kHz herrunter konvertiert schlechter klingt, ist mir logisch. Aber wirklich schlechter als ein 44,1 kHz aufgenommenes Signal? Und wie siehts aus wenn ich das 96kHz Signal bearbeite (Filter, Komressoren etc.) und danach auf 44,1khz herrunterrechne und es mit einem 44,1khz Signal, mit exakt gleicher Bearbeitung vergleiche?

Eine Antwort finde ich im letzten Abschnitt des Kapitels:

Forschwer wie J. Andrew Moorer von Sonic Solutions und Mike Story von dCS haben theoretische Verbesserungen demonstriert, die sich aus der Arbeit bei höheren Sampleraten ergeben. Moorer hat darauf aufmerksam gemacht, dass die Bearbeitung in der Post-Production, wie etwa die Bearbeitung mit Filtern, Equalizern und Kompressoren, zu weniger Verzerrung im hörbaren Frequenzband führt, a die Fehler über die doppelte Bandbreite verteilt werden - und die Hälfte davon liegt im Bereich oberhalb von 20 kHz.

Und jetzt noch ein Argument, dass für die Aufnahme in der höchst möglichen Abtastrate spricht:

 [Dan] Lavry warnt auch ...: Der Einsatz eines ADC mit 96 kHz, der für 192 kHz-Einsatz entwickelt wurde, ist nicht dasselbe, als würde man einen ADC einsetzen, der für 96 kHz entwickelt wurde! Der 192 kHz-Wandler besitzt bereits die Präzisionsnachteile; benutzt man ihn mit 96 kHz, sind die Nachteile nicht verschwunden, tatsächlich ist es dieselbe Umwandlung mit einer zusätzlichen 2-fachen Verringerung.

Das bezieht sich auf einen Test von Dan Lavry, der herrausgefunden hat, dass bei extrem hohen Raten (wie 192kHz) die Verzerrungen ansteigen und die Präzision der Umwandlung abnimmt.

Jetzt hab ich aber immer noch die Frage, warum man nach Tischmeyers-Theorie ein gerades Vielfaches der Sampleratefrequenz nehmen soll. Eine mögliche Erklärung von mir (sie muss also nicht richtig sein) währe, dass durch ein gerades Vielfaches rechnerisch weniger Fehler entstehen, und somit der "reale" Durchschnittswert, durch die Wahrscheinlichkeitsrechnung erreicht wird, die man beim Dithering von Bit-Tiefe durchführt, die in dem Fall stark mit der Abtastrate verbunden ist, weil je mehr (Abtast)Werte vorhanden sind, desto mehr einzelne Samples mit höherer Bit-Tiefe müssen herrunter gedithert werden. Das ist allerdings nur eine Vermutung von mir und ich kann nicht behaupten, dass das stimmt. Gibt es eine Erklärung von Tischmeyer dazu?

Im Buch hab ich jedenfalls noch ein Beispiel gefunden, wo ein 1kHz Sinus Ton, der auf 0dBFs ausgepegelt wurde von 96 kHz auf 44,1 kHz gewandelt wurde. Das ganze mit einem Weiss Samplefrequenz-Konverter.  Dazu schreibt Bob Katz folgendes:

Eine absolut perfekte Verzerrungs- und Rausch-Performance eines Weiss Samplefrequenz-Konverters. Mit diesem Gerät ist es möglich zwischen nicht-integren, ganzzahligen Raten mit identisch gemessener Qualität zu konvertieren. Mit anderen Worten, es gibt keinen Unterschied zwischen Downsampling von 88,2 kHz oder 96 kHz auf 44,1 kHz.

Fazit:

Ich finde das alles sehr verwirrend. Bin die ganze Zeit davon ausgegangen, dass höhere Sampelraten auch den Hörbaren bereich besser darstellen, eine Bearbeitung auf höhere Samplerate exaktere Ergebnisse liefert und nach der SRC zwar schlechter klingt als die hohe Samplerate, aber die Bearbeitung besser als bei der niedrigen Samplerate. Offensichtlich stimmt diese Theorie nur zum Teil, weil sich die "digitalen" Fehler, bei höheren Sampleraten verteilen. Scheinbar wird auch das Oversampling, was Janvo, ich und viele andere (gerade im Mastering) Bereich zu nutzen machen, völlig überbewertet. Dabei arbeiten doch einige professionelle Mastering-Engineers mit Oversampling Samplerates von bis zu 384 kHz. Dennoch sind die Klangunterschiede sehr subtil, wie ich finde und man sollte aufjedenfall mehr Wert auf Bit-Tiefe, als auf Samplerate achten. Ich arbeite seit Jahren mit 96kHz und werde dies auch nach dieser Erkenntnis weiter tun, da ich der Meinung bin, dass meine Effekte auf 96kHz besser arbeiten. Gerade Filter (und das ist eine Tatsache, die auch im Buch beschrieben wird) können bei höheren Samplerates steile Flanken bilden und somit exakter arbeiten, was sich dann allerdings nur zum teil in niedrigeren Abtastraten wiedergeben lässt. Auch klingen höhere Sampleraten einfach etwas anders. Dass das nicht von aufeinmal höhrbaren "Ultraschall" Wellen kommt ist klar. Auch wenn in dem Buch vermutet wird, dass es von den Wandlerfiltern kommt und anderen Phänomenen. Dass es anders klingt ist Fakt und für meinen Geschmack besser. Das sollte aber jeder für sich herrausfinden.

IzeKubePro. Dir Danke ich aufjedenfall für den Tipp und den Denkanstoß. Wenn du mehr Informationen darüber hast, würde ich mich freuen, noch mehr zu erfahren und zu lernen, denn es macht mich verrückt, dass ich nicht ganz versteh, woran Tischmeyer es fest macht, dass durch die SRC von 96 oder 48 kHz in 44,1 kHz mehr Fehler entstehen als von 88,2 kHz und dass er wirklich der Meinung ist, dass in 44,1 kHz aufgenommenen Produktionen besser klingen als in 48/96 kHz aufgenommene, die dannach in 44,1kHz herrunter gewandeltet wurden.

 

Werde selbst aufjedenfall noch ein paar Tests mit meinen Sachen machen. Mal sehn, was ich über meine Sachen noch in Erfahrung bringen kann.

Jack_Magix schrieb am 04.09.2012 um 16:54 Uhr

Wer gerne noch ein wenig mit der Materie arbeiten möchte, dem sei auch folgender Artikel zu empfehlen: http://www.adt-audio.de/ProAudio_WhitePapers/GrenzenDerDigitaltechnik_2.html

Fakt ist, was schon bei der Aufnahme und Wiedergabe kacke klingt, wird durch eine höhere Auflösung nicht besser (provoziert). ;)

Aber es gibt auch heute noch Musiker, die etwas mit 8 und 4 Bit Geräten machen, was trotzdem "gut" klingt.

So jetzt genug der Disqualifikation. 

Meine Meinung: Für die Produktion dynamischer Musik (vereinfacht: arbeitet mit unterschiedlichen Lautstärken), wie Jazz oder Klassik ist eine hohe Auflösung in jedem Fall von Vorteil. Für die Unterschiedlichen Tonbträge gelten natürlich deren Standards für Audio/Video.

Bei weniger dynamischer Musik, wie Techno, Rock, Metal und Pop wird sich eine hohe Auflösung nicht automatisch in gelicher Weise bemerkbar machen. Das hat auch viel damit zu tun, wie der Mensch hört.

Und die wenigsten dürften sich eines absoluten Gehörs erfreuen ;)