SL: All Chord (Long Way)

MartinJr schrieb am 27.03.2010 um 19:50 Uhr
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Titel: SL All Chords (Long Way)
Künstler: Martin Raetz jr.
Album: SL All Chords (Long Way)

No really composition - it's a study for my music theory. /Keine eigentliche Komposition, sondern Studie zur
Samplonielehre: Formen (Teile) bilden

Wem ging es nicht schon einmal so? Man hat ein tolles Thema oder ein paar schöne Motive, versucht einen Song daraus zu machen - und verliert sich irgendwo in der Vielfalt der Möglichkeiten. Zum Schluß paßt dann vielleicht gar nichts zusammen.
Die Musiktheorie kann uns helfen, unsere Ideen in die richtigen Bahnen zu lenken und sogar weiterzuentwickeln.

Zur Formenbildung:
Nehmen wir einen Takt (meist ist es heute der 4/4-Takt) als kleinste sinnvolle Einheit an, so entstehen die Formen oder Teile unseres Songs, in dem wir diese Einheit verdoppeln: 2, 4, 8, 16 Takte. (Man kann natürlich, ganz bewußt eine ungerade Periode einbauen, wenn das einen Sinn ergibt. Aus Versehen sollte es aber nicht passieren, sonst klingt es irgenwie seltsam.)
2 Takte ergeben einen Großtakt.  Dieser beinhaltet oft ein Thema, welches aus verschiedenen Motiven besteht. _ Dadada Daaa - Beethovens Fünfte, das ist so ein Motiv (Beginnt mit einer Pause!) und gleichzeitig ein Thema. "Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium" ist ein Teilmotiv und ergibt mit "wir betreten feuertrunken Himmlische dein Heiligtum) das gesamte Motiv. Das ganze Lied wäre dann das Thema der Sinfonie.
Der Abschnitt: "Freude schöner Götterfunken" besteht aus aus 2 Takten: wir können beim Singen zweimal bis vier zählen. (Wer nur bis drei zählen kann - auch kein Problem: schreiben wir eben einen Walzer.)
Unsere magischen Samples gibt es i. d. R. auch als zwei- oder viertaktige Motive. Ein Motiv kann natürlich auch rein harmonischer oder rhythmischer Natur sein, wie bei einem Sample mit Gitarrenakkorden. Es muß also keine Melodie sein.

Das Beispiel, welches ich hier dem, hoffentlich wohlsinnenden, Hörer zumuten möchte, beginnt mit der wohl erfolgreichsten Akkordfolge der Rock-, Pop, und Folk-Geschichte:
I V VI IV, den "Four Chords", aus denen mindestens 36 Welthits entstanden. Vgl.:

 
Als Stil habe ich 60s Soul Vol. I gewählt: Bei den alten Stilen sind die Harmonien noch klar zu hören, ich habe die 60er noch erlebt und 3. habe ich nur die Samples, die im Samplitude Music Studio 16 sowieso drin sind.

Magix empfiehlt, zuerst eine Schlagzeug Spur zu erstellen. Bei mir geht das genau andersherum: Ich erstelle (zumindest hier, sonst beginne ich meist mit der Melodie)zuerst ein Harmonieschema:
 
Vorspiel:    C / C / G / G //

Takte:        1    2    3    4  / 5    6    7    8          a:   C / C / G / G // a / a / F / F //
            b:   C / C / G / G // C / C / G / G :// (Wiederholung) --> Coda
Teil B/c:   F / G / C / a // F / d / G / G // Von Vorn, nach A-Teil zur Coda (Schluß) 

Coda:       C / C / C / C //

Zur Erinnerung: Die Stufen der C-Tonleiter 1 bis 6 ergeben die Akkorde:
1 C, 2 d, 3 e, 4 F, 5 G, 6 a.
Die einzelnen Großbuchstaben sind immer Durdreiklänge. Für die Molldreiklänge benutze ich die einfachere klassische Schreibweise mit Kleinbuchstaben (sonst: Am für a-Moll-Akkord usw.).
Am A-Teil dominieren C und G, im B-Teil als Kontrast das F. Die zweite Stufe, d, wird bis zum Schluß aufgespart und bildet den Höhepunkt. Der Höhepunkt sollte weder in der Meodie (höchster Ton) noch in der Harmonie (besonderer Akkord) innerhalb des gesamten Themas zwei- oder sogar mehrmals erscheinen, sonst ist es eben kein Höhepunkt mehr.
Der B-Teil wechseln die Akkorde, im Gegensatz zum A-Teil taktweise. Nur am Schluß das G kommt zweimal. Wie wir wissen bildet der "Fall" (die Kadenz) von der V. zur I. Stufe immer einen Schluß.
Nach der Wiederholung des A-Teils brauchen wir noch eine Coda (Schlußteil), weil wir nicht auf der V. Stufe aufhören können.

Das gesamte Harmonieschema habe ich zuerst nur mit Gitarrenakkorden und Baß gesetzt. Das klingt erstmal ziemlich langweilig. 
Was ich hier, aus Zeitgründen nicht gemacht habe, sehr zu empfehlen ist:
Beim weiteren Arrangieren kann man die Rhythmusgitarre für einen oder mehrere Abschnitte wieder löschen und durch ein anderes Instrument oder durch eine Gitarre mit anderem Anschlag ersetzen. Das gilt dann auch weiter, wenn man versucht, das Geschehen auf unterschiedliche Instrumente bzw. Instrumentengruppen zu verteilen um mehr Spannung und Abwechslung zu erzeugen.
Vergessen wir nicht, die meisten großen Kompositionen basieren auf einem Klavierstück, das dann für Orchester arrangiert wurde. Also erst die Komposition, dann das Arrangement.
Noch etwas zur Dauer: Hier haben sich, wieder einmal, für eine einfache zweiteilige Liedform (denn darum handelt es sich hier) die berühmten Unter-zwei-Minuten herausgebildet. Mit kompletter Wiederholung kommen wir auf knapp 4 min. Wir können aber auch einen ganzen zweiten Teil (Satz) schreiben, wenn unsere Idee noch weiterreicht. Dazu braucht man meist jedoch eine neue Tonart und die jibs nich bei Magix. Auch müssen wir dann den 1. Satz anders aufbauen, damit er offen bleibt und weitergeführt werden kann. Vgl. dazu meine Kompositionen "Gepettos Barcarole" und "Classical for ever".
Alles Samples. Einige habe ich verkürzt.
Die Gesangsteile sind z. T. bis auf 1/8 verkürzt, um sie den Harmonien anzupassen (umgekehrt geht's leichter). Außerdem kommt die Funktion resampling-timestretching zum Einsatz ("Männerstimme" und ein fehlender Melodieton, den ich durch Versetzen gewonnen habe).
P. S. Habe das s bei

Kommentare

USSR schrieb am 27.03.2010 um 20:54 Uhr
Ich meine zur der aussage"""den "Four Chords", aus denen mindestens 36 Welthits entstanden.""" ,das das ist nur massen-Phänomen ist,
der nichts großartiges mit mit sich führt!
Man kann darüber lange diskutieren was diese "Art" der musik-kultur mit sich bringt , nur für mich nichts großartiges NUR DIE GUTE MELODIE sonst nichts!!!

lg Leo
Ehemaliger User schrieb am 27.03.2010 um 21:40 Uhr
Ich weiss nicht, ob diese persönliche Lehrstunde etwas bewirkt. Aber ich bewerte hier einmal Dein Bemühen, welches bei der grossen Anzahl der Users untergehen wird.
Von mir deswegen volle Zahl der Sterne.

Visitor
Frantzi schrieb am 27.03.2010 um 22:46 Uhr
Kniefall wieder fällig....
Aber jetzt im Ernst:
Du solltest Deine extrem saubere "Fleißaufgabe" Magix zum Kauf anbieten, und dann selbst in Deiner näheren Umgebung den Unterricht halten ( natürlich gegen entsprechende Bezahlung)...
Auf jeden fall erspart sich ein "Adept" den Kauf einer Harmonielehre und die Einführung in die Kompositionstechniken, die ihm erstens wahrscheinlich zu kompliziert sind und zweitens nix nützen, weil einige der Akkorde und eine weiterführende wichtige Tonart fast immer fehlt...
von mir ehrliche 5*++
Fav
Franz
Spartano schrieb am 27.03.2010 um 23:35 Uhr
Also ich bin immer sehr Sprachlos, wie du alles genau auflistest und Erklärst,
von dir kann man sehr viel Lernen, du müsstest Extra Fleißpunkte bekommen.
KLasse! 5* Herzlichen Gruß Spartano!
 

Mein Künstler name ist Spartano 301, meine Freunde nennen mich Joachim, meine Jahrelange Erfahrung in der Musik ist das abmischen ( Mastern ) der Musik.

Mein Musikstill ist sehr breit gefächert, Trance, Dance, Pop, und Rock.

Musik ist für mich ein wichtige Teil meines Lebens, und es macht Spaß immer neue Musiker kennen zu lernen,

lg, von Joachim.

​​​​​​​​​​​​​​

siggi_s schrieb am 28.03.2010 um 00:30 Uhr
Hey Martin,

finde deine Bemühungen hier auch Klasse! Sicher ist es von Vorteil,

wenn man etwas von Musik versteht und ganz genau weiss was man

für Möglichkeiten hat diese zu verbessern!

Aber gibt es nicht genug Quereinsteiger, welche gerade durch das Unwissen

Erfolg haben?

Ist das Menschliche Gehirn nicht schon von Natur aus Musikalisch und das

ganze auch ohne Vorwissen?

Wie sollte ein Mensch sonst Musik als schön/klasse oder sonstiges Empfinden?

Fast wie Mathematik?

Na ja!

Für Deine Bemühungen ein ganz großes Lob und weiter so!

G Siggi
MartinJr schrieb am 28.03.2010 um 00:42 Uhr
Lieber Siggi, 
es ist sogar eine Grundeigenschaft und ein Grundbedürfnis des Menschen, musikalisch zu sein. Unvoreingenommenheit ist zweifellos ein großer Vorteil und kann zu außergewöhnlichen Lösungen führen. Aber irgendwann kann es passieren, daß man so nicht weiter kommt und dann ist es doch schön, daß es eine Regel gibt, die einem weiterhelfen kann - oder sogar mehrere.
Spätestens seit Pythagoras wissen wir, daß Musik, auf der einen Seite, reine Mathematik ist (sonst gäbe es kein Midi). Es bleibt aber immer ein Teil Gefühl, Idee, Zeitgeist und was auch immer, der sich nicht erklären läßt.
Die Musiktheorie ist keine theoretische Wissenschaft (wie die Musikwissenschaft), sondern ein praktisches Fach, das dem Musiker direkt beim Musikmachen hilft.
LG Martin
siggi_s schrieb am 28.03.2010 um 00:51 Uhr
Da geb ich Dir vollkommen Recht!

G Siggi
ArtistW schrieb am 28.03.2010 um 00:53 Uhr
Hallo Martin,
Ich kopiere die Sache und bedanke mich für die Lektion. Was ich ein wenig bedauere ist das du hier a instat Am verwendest. In Samplonielehre 1 redest du noch über die Samples:
1 C, 2 Dm, 3 Em, 4 F, 5 G, 6 Am,
und das ist für mich viel deutlichere. Da ist für mich auch einen ganz grossen Unterschied zwischen die Akkorden A oder Am (und a sagt mir nicht soviel)
L.G.
Jan (ArtistyW)

P.S. Das musikaliche Ergebnis ist mit Samples schnell gut anzuhören.
Cosmozentriker schrieb am 28.03.2010 um 11:46 Uhr
... oh,... da bin ich ja mal wieder "Baff"! ... staun .....

LG
redisland schrieb am 28.03.2010 um 15:12 Uhr
klasse
von dir kann man einiges lernen
gruss michel u. dieter
masni schrieb am 29.03.2010 um 12:25 Uhr
Danke     Martin !  
 Du kommst mir sehr   entgegen, da ich  Vieles nachzuhoeln habe  
      Ich habe schon eine eigene Mappe fuer deine  Lesungen  ..
Werde Alles genauer   studieren,  wenn ich mehr   Zeit  zur Verfuegung haben werde ..    Ciao Carl 
Rana schrieb am 29.03.2010 um 14:19 Uhr
Thanks for a very good lesson! but where is the cover of this wonderful subject?

Nice progressions and great vocals, superb.
MartinJr schrieb am 30.03.2010 um 01:47 Uhr
All my articles toward music theory have no cover for to distinguish them from my other stuff.
TommyG schrieb am 31.03.2010 um 18:33 Uhr
Beim Einsatz von Timestretch und Pitchshifting ist äußerste Vorsicht geboten. Es kann zu einer drastischen Verschlechterung der Soundqualität kommen. Beeinträchtigungen sind auch bei diesem Song (und auch bei deinem vorangegangenen) zu vernehmen, die typischen mahlenden und zitternden Nebengeräusche der gepitchten bzw. gestretchten Samples sind durchaus zu hören. Hintergrundsinfos dazu hier:

http://www.magix.info/de/arbeiten-mit-dem-music-maker.gruppen.169.html?section=forum&showthread=51464

Ja, die Four-Chords-Hitstruktur hast du gut illustriert. Noch verbreiteter scheint mir das I-VI-IV-V- Schema zu sein (Stufe VI wird dabei als Mollparallele ausgeführt), was einem mittlerweile zum Halse raushängt, weil es wirklich, wirklich, wirklich  oft vorkommt.

Zu oft, wie ich finde.


MartinJr schrieb am 01.04.2010 um 01:55 Uhr
I VI IV V:
Sag mir, wo die Blumen sind, Diana (Oh please stand by me Diana), I like the Flowers (Kanon), .... usw.

Diese Folge wollte ich als nächstes vornehmen. Und um es gleich vorwegzunehmen, wenn diese beiden Akkordfolgen nicht verwendet werden, dann ist es 3.) meist das Air (air on g string) von Bach (Another shade of pale, Procul Harum).

Die Klangverschlechterung gibt es auch bei elastic audio - leider.